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Schlachtblatt | August 07, 2024

Acht Stunden arbeiten, acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit?

Acht Stunden arbeiten  acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit?

Warum diese Aussage nach 200 Jahren in die Geschichtsbücher gehört

 

Intro

Mai 2024, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in einem Interview:

 

„Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit Wachstum und Vollbeschäftigung – das bedeutet für mich die 40-Stunden-Woche für alle – aus der Krise kommen.“

 

Meanwhile at Schlachtplan: Julia reduziert ihre Stunden. Mara und Mia testen eine Art „Jobsharing“ für Social Media. Damit zählen sie zu den 29,1% der Deutschen, welche in Teilzeit arbeiten. Übrigens ist Deutschland damit nach den Niederlanden, Österreich und der Schweiz auf Platz vier der meisten Teilzeiterwerbstätigen.

Was denn nun?

Erstmal zum Verständnis: Wir wollen weder Kretschmers Aussage isoliert von seiner Argumentation an den Pranger stellen, noch seine Argumentation mit Lobhudelein über Teilzeitarbeit untergraben. Wir wollen stattdessen zeigen, dass Teilzeitarbeit einen schlechteren Ruf genießt und es vielleicht ein neues Verständnis für Vollbeschäftigung braucht.

 

Daher widmen wir uns in diesem Themenmonat vollumfänglich der Teilzeit.

 

Input

Im SchlachtBlatt vom Dezember 2023 zum Thema New Work haben wir dir bereits von Bismarcks 8h-Verständnis berichtet und warum er damals dachte, es wäre doch mal an der Zeit, geregelte Arbeitszeiten einzuführen. Das war 1885.

Schon vor ca. 200 Jahren prägte der Sozialreformer Robert Owen den Satz:

 

„Acht Stunden arbeiten, acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit und Erholung.“

 

Doch letztlich dauerte es bis zum 23. November 1918, bis der 8-Stunden-Tag eingeführt wurde. So hat diese Entwicklung von der Forderung Owens in den 1810er Jahren bis zur Einführung des 8-Stunden-Tages 1918 nur schmale 108 Jahre gedauert.

Da wir dieses Modell jetzt mit ca. 125 Jahren wirklich lange gelebt haben, fragen wir einmal ganz vorsichtig: Wie wäre es, mit etwas Neuem? Was bedeutet Produktivität genau?

Die 8h-Marke jeden Tag mit Produktivität, Wachstum und Erfolg gleichzusetzen, ist in etwa so sinnvoll, wie zu behaupten, der Klapperstorch bringe die Babys. Das ist eine Scheinkorrelation! Nur wenn ich jeden Tag 8 Stunden im Büro bin und das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt, heißt das nicht, dass das an den 8 Stunden Arbeitszeit liegt oder das die 8h in denen wir im Büro sitzen wirklich NUR gearbeitet wird…

Eine Studie aus Großbritannien zeigt, dass die meisten Arbeitnehmenden nur knapp 3 Stunden am Tag effektiv arbeiten. Zuzüglich Routineaufgaben über die man einfach nicht mehr nachdenken muss. Wirklich konzentriert am Stück Gehirnschmalz in eine Aufgabe stecken, können wir im Schnitt nicht länger als 90min. Dann brauchen wir einen Tapetenwechsel.

Wenn man von den 8 Stunden Arbeitsalltag also einmal Kaffepausen, Frühstückspausen, privates Googlen, Smalltalk und den Kaufrausch zum Amazon Prime Day abzieht, bleiben noch höchstens 4 bis 6 Stunden übrig. Alles, was darüber hinausgeht, schwächt die kognitiven Fähigkeiten und die Gesundheit.

Es gibt zahlreiche Beispiele, wie neue Arbeitszeitmodelle die Mitarbeiterzufriedenheit und die Produktivität steigert und die Fehlerquote senkt. Das Toyota-Werk in Göteborg beispielsweise hält nach einer kurzen Testphase nun schon seit 14 Jahren am 6-Stunden-Tag fest. Auch in Deutschland hat sich das Unternehmen Rheingans Digital Enabler 2017 an den 5-Stunden-Tag gewagt, bei gleichem Gehalt und Urlaubsanspruch. Und es funktioniert!

Mit zunehmender Digitalisierung des Alltags, zunehmender räumlich und zeitlich unabhängiger Kommunikation und zunehmender Automatisierung von Prozessen, können wir mehr schaffen, in immer weniger Zeit. Eine Stunde ist heutzutage viel wertvoller als noch vor 50 Jahren. Warum geben wir uns nicht ein bisschen dieser Zeit zurück?

 

Inside

Das Thema Teilzeit ist häufig noch mit einer Scham besetzt. Mara erzählt von ihren Erfahrungen im Umgang mit dem Thema und mit welchen Konflikten sie zu kämpfen hatte. Wie machen wir das genau bei Schlachtplan? Und ist Teilzeit gleich Teilzeit? Welche Arbeitszeitmodelle gibt es genau? Dazu hat Lissi auch schon Anfang des Jahres mit Christiane Treckmann von W&V gesprochen. Ihr Credo: „Wir können alles ändern, jederzeit!“

Und wenn du als Führungskraft nun dieses SchlachtBlatt liest und dir denkst: „Teilzeit kommt in meiner Rolle eh nicht in Frage.“ Dann antworten wir mit: „Teilzeit und Führung müssen sich nicht ausschließen.“ Auch dazu mehr in unseren Beiträgen diesen Monat.

 

Outro

Zum Abschluss dieses SchlachtBlattes bekommst du die Aufgabe, einmal in dich hineinzufühlen:

Bist du zufrieden mit deinem Arbeitsalltag? Hättest du gern mehr Zeit für andere Dinge? Wofür genau? Wie könntest du Raum für diese Dinge schaffen? Protokolliere dir stundenweise deinen Arbeitsalltag und bewerte im Anschluss jede Stunde anhand der anderen: War die Tätigkeit wichtiger als anderes? War ich wirklich konzentriert und produktiv? Wie lange halte ich das durch? Wie viele produktive Stunden bleiben übrig?

Schreib uns gerne von deinen Erkenntnissen – auch, wenn du den 8-Stunden-Tag weiterhin gut heißt. Wir sind gespannt auf deine Argumente.

 

Zum Weiterlesen empfohlen:

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/michael-kretschmer-sachsens-ministerpraesident-fordert-40-stunden-woche-fuer-alle/100034333.html

https://www.vouchercloud.com/better-living/office-worker-productivity

 

Bevor du gehst!

Nicht nur die Arbeitsstunden, die wir arbeiten sind unterschiedlich, auch wir als Person – vielleicht hast du am 19.09 noch nichts vor – komm zu unserem kostenlosen Workshop:

Alle Infos unter: https://www.gpm-ipma.de/veranstaltungen/detail/sag-doch-mal-was-va004679

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Kontakt

Tel. +49 176 32641387info@schlachtplan.de