Intro
- Alles ok bei dir? Du bist so laut.
- „Danke für den Anruf, bitte schreiben Sie eine Mail!“, aufgelegt.
- „Bitte die Anzahl von max. 4 Personen pro Meeting nicht überschreiten.“
Was fällt dir an den obigen Sätzen auf? Falsch? Nie gehört? Wer kommt auf so eine Idee? Wir! Um dir zu verdeutlichen, in welcher Welt wir leben:
Die Culture of Personality – wo Menschen danach streben, von anderen möglichst positiv wahrgenommen zu werden und sympathisch zu wirken – fordert kommunikationsstarke, schillernde und aufgeschlossene Persönlichkeiten: Gehe offen auf andere Menschen zu, vertritt deine Ideen vor den Beteiligten, triff schnelle Entscheidungen und sei ein echter Teamplayer.
Die Arbeitswelt strebt nach extrovertierten und mitreißenden Menschen.
Aber was wäre wenn…Introversion das neue Ideal wäre?
Oder zumindest: Was wäre, wenn Introversion als chancengleiches Ideal neben der Extraversion stehen würde?
Diesen Monat geht es bei uns um die Kraft der Ruhe. Bühne frei für die Introvertierten… Ach halt! Das wollen sie ja gar nicht …
Input
30 bis 50 % aller Menschen sind introvertiert, schreibt eine große deutsche Krankenkasse. Also mindestens ein Drittel, wenn nicht sogar die Hälfte der deutschen Bevölkerung zählt sich eher zu den introvertierten Menschen.
Und die ganze Wahrheit ist sogar, dass die meisten Menschen gar nicht genau sagen können, ob sie eher intro- oder eher extravertiert sind. Sie ordnen sich, meist situationsabhängig, mal so und mal so einem der beiden Pole zu und sind somit ambivertiert.
Was wollen wir damit eigentlich sagen? Die Introversion ist gesamtgesellschaftlich betrachtet eigentlich ein ebenso dominanter Pol wie die Extraversion.
An dieser Stelle machen wir eine künstlerische Pause, damit ihr das kurz sacken lassen könnt und wir anschließend gemeinsam in ein lautes: Hä? starten können.
Richtig! Wenn doch ebenso viele Menschen eher introvertiert wie extrovertiert sind, warum gilt Extraversion dann als das anzustrebende Ideal und warum sind Arbeitsumgebungen, Stellenausschreibungen und Netzwerkveranstaltungen genau auf dieses Ideal ausgerichtet?
Bis etwa 1900 markierten Merkmale wie Zuverlässigkeit, Geduld, Pflichtbewusstsein und Gewissenhaftigkeit das Ideal. Die Werte schreiben wir eher den introvertierten Menschen zu. Diese Zeit gilt als die Culture of Character.
Seit den 1920er Jahren wurde dieses Zeitalter durch die Culture of Personality abgelöst, welche eben eher extravertierte Merkmale herausstellt.
Heute werden wir schlauer und wissen: Mischen possible! Also „sowohl als auch“ lautet die Devise zum Erfolg. Je nach Situation, Aufgabe und Umfeld sind es heute entweder Züge der Extra- oder Introvertierten, welche uns voranbringen.
Doch auch wenn das Bewusstsein geschärft wird für die Kraft der Introversion, so wird trotzdem noch häufig eine Anpassung der Introvertierten an eine extrovertierte Umgebung gefordert.
Die Stärken der Intros müssen also – so paradox es klingt – an die große Glocke gehangen werden.
Inside
Extravertierte Menschen ziehen ihre Energie eher aus dem Kontakt zu anderen Menschen, sie sind eher nach außen gewandt, kontaktfreudig und offen.
Introvertierte Menschen hingegen können gut mit sich allein sein und sind eher nach innen gewandt. Sie ziehen ihre Energie aus ruhigen Umgebungen und eher wenigen engen Kontakten als einem großen Bekanntenkreis.
Julia Schrubba erkärt, wie es ist, introvertiert zu sein. Als introvertierter Mensch einen Workshop leiten? Unbedingt! Julia erzählt von ihren Erfahrungen.
Was bedeutet es, schüchtern zu sein – denn das ist kein Synonym für Introversion – erklärt Mara Hucke in einer kleinen Anekdote zu #marameint. Soviel vorab: Schüchternheit kann überwunden werden, Introversion nicht – und das ist gut so.
Weiterhin wagen wir in diesem Themenmonat den Perspektivwechsel und werfen sowohl einen Blick auf introvertierte Führungskräfte als auch auf introvertierte Teammitglieder. Eigenschaften, Chancen und eindeutige Vorteile.
Abgeschlossen wird der März mit einer unserer liebsten Methoden aus den Liberating Structures, welche auch wirklich jeder Idee eine Chance gibt und das Brainstorming auf ein neues Level hebt.
Outro
Susan Cain, Autorin des Buches „Still“, welches wir euch letzten Monat vorgestellt haben, hat in ihrem Quiet Quiz einige Reflexionsfragen, welche Aufschluss darüber geben, ob man eher intro- oder eher extravertiert ist.
https://susancain.net/quiet-quiz/
Unser Tipp: Lass erst deinen Bauch entscheiden und reflektiere später darüber.
Viel Spaß!