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Schlachtblatt | September 01, 2023

Im Voraus urteilen?

Im Voraus urteilen?

Intro

Shih, Pittinsky und Ambady (1999) ließen Asiatinnen einen Fragebogen über ihre ethnische Gruppe ausfüllen und anschließend eine Matheprüfung schreiben. Eine andere Gruppe füllte vor der Prüfung keinen Fragebogen aus. Welche der beiden Frauengruppen hatte im Durchschnitt wohl die besseren Prüfungsergebnisse?

In einem anderen Experiment ließen sie eine Gruppe Frauen einen Fragebogen über ihr Geschlecht ausfüllen. Eine andere Gruppe Frauen bekam erneut keinen Fragebogen. Beide Gruppen lösten wieder eine Matheprüfung. Welche Gruppe hatte nun die besseren Ergebnisse?

Die Lösung findet ihr weiter unten in diesem SchlachtBlatt. Aber einen kleinen Tipp liefert sicherlich schon der Inhalt dieses Themenmonats: Es geht um Stereotypen und Vorurteile.

Vorurteile haben einen schlechten Ruf und sind doch untrennbar mit unserem Alltagshandeln verbunden. Wie es dazu kommt und warum es auch hilfreich sein kann, im Voraus zu urteilen? Seid gespannt!

 

Input

Zwei Stereotype machte sich die Forschergruppe um Shih et al. (1999) zunutze:

 

1.     Asiaten sind besser in Mathematik als andere ethnische Gruppen.

2.     Frauen sind schlechter in Mathematik als Männer.

 

Sie sollten zeigen, dass Stereotype unser Handeln unterbewusst beeinflussen können und tatsächlich:

Im ersten Experiment war die Gruppe Asiatinnen besser in der Prüfung, welche vorher den Fragebogen ausgefüllt hatte. Man könnte meinen, sie wollten die Ehre ihrer ethnischen Gruppe verteidigen.

Im zweiten Experiment hingegen fühlten sich die Teilnehmerinnen, welche den Fragebogen ausfüllten, vermutlich vom Stereotyp „Männer sind besser in Mathematik als Frauen“ degradiert und schlossen die Prüfung mit schlechteren Ergebnissen als die Kontrollgruppe ab.


(Quelle: Shih, M., Pittinsky, T. L. & Ambady, N. (1999). Stereotype susceptibility: Identity salience and shifts in quantitative performance. Psychological Science, 10, 80–83.)


 

Stereotypen geben einen Rahmen für unser Handeln, egal ob bewusst oder unbewusst.

In der Auseinandersetzung mit Stereotypen finden wir unsere eigenen individuellen Vorurteile. Und dabei haben beide Begriffe unserer Meinung nach einen zu schlechten Ruf und werden schnell mit Diskriminierung von Minderheiten in Verbindung gebracht.

Wer darüber hinaus vorgibt, keine Vorurteile zu haben, weil es sich vielleicht so schickt, hat schlichtweg Unrecht. Das zeigt der Impicit Association Test (IAT) der Harvard University. Er deckt Gedanken und Gefühle auf, die man selbst nicht auf der Zunge tragen möchte oder kann und umgeht unsere wohlgeformte Meinung. Stattdessen schaut er auf die automatischen Assoziationen, mit denen wir unsere Umwelt ordnen. Traut ihr euch? 👇

 

Project Implicit

Fakt ist, wir alle haben Vorurteile. Doch edel ist, wer sie sich immer wieder bewusst macht und auch mal hinterfragt.

 

Inside

Was dich sonst noch in diesem Themenmonat erwartet?

Mara Hucke räumt in Hashtagmarameint mit Vorurteilen gegenüber Vorurteilen auf, soviel steht fest. Was ist eine Stereotype und was ein Vorurteil und warum hängt das schon wieder mit Schemata zusammen?

Wir decken mit euch auf, wie eine Stereotypisierung abläuft und erklären, dass sich so eine Stereotype auch gern korrigieren lässt und somit kompromissbereiter ist als ihr Ruf.

Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ihr wisst, worum es sich handelt. Also birgt der Hashtagmethodenmittwochwieder eine Übung für euch. Diesmal zeigen wir euch, wie ihr eigene und möglicherweise unterbewusste Stereotypen und Vorurteile gegenüber Personen aufdeckt, durcheinanderbringt und euch mal wieder überrascht.

Denn – und so viel vorab – wichtig ist es, neugierig zu bleiben.

Und dann wären da noch wir und unsere Erfahrungen. Als Coach eine neutrale Haltung zu wahren ist höchster Anspruch und gleichzeitig größte Schwierigkeit.

Doch wir haben uns, halten uns gern gegenseitig den Spiegel vor, der wir für unsere Kunden sind und machen so Schubladendenken einen Strich durch die Rechnung. Hashtagteamworkmakesthedreamwork eben auch im Coaching.

 

Outro

Ein Kunde sagte in einem Coaching einmal ganz offen: „Klar habe ich Vorurteile. Aber ich urteile nicht vorschnell“.

Daher unsere Pointe für euch: Vorurteile sind ok. Wir werden immer welche haben und brauchen sie auch. Aber sie dürfen uns niemals die Neugierde nehmen.

Lass dich überraschen. Noch heute. Brich mit einem bewussten Vorurteil, einfach so. Nur um zu wissen, wie es sich anfühlt. Vielleicht bringt es dich irgendwie ein Stück weiter.

Viel Spaß damit im September! Wir sehen uns.

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