…Ich meine, verstehst du, was ich sage?
Intro
Dieses SchlachtBlatt beginnt @Mara mit einer Anekdote:
Damals in der zehnten Klasse sollten wir im Deutschunterricht debattieren. Das Thema: Mülltrennung. Ich war super vorbereitet und hatte tolle Argumente. Dennoch bekam ich eine vier. „Mara, warum hast du nichts gesagt?“, fragte meine Lehrerin. Ich hatte es vermasselt, weil ich den anderen erstmal zuhören wollte. Für alle, die es nicht wissen, eine Debatte ist ein Diskussionsgespräch, welches genauen Regeln und Zeitintervallen folgt. Die anderen ausreden lassen und erstmal zuhören, bringt da nichts. Meine Teamkollegin brachte ihre Argumente, die gegnerische Partei bot contra. Ich hörte zu. Spitze. Zuhören kann sie, debattieren wohl eher nicht.
Heute würde ich der Vergangenheits-Mara gern nochmal auf die Schulter klopfen: Zuhören will schließlich gelernt sein.
Zuhören ist weitaus mehr als nur zu schweigen. Zum Schweigen kann man die Leute bringen, zum Zuhören nicht. Das muss jeder für sich trainieren und wollen.
Willkommen im Februar, dem Themenmonat zum Zuhören.
Input
Richtiges Zuhören heißt verstehen wollen. Und Verstehen ist die Abwesenheit von Missverständnissen. Wir werfen mal die These in den Raum, dass schlechtes Zuhören, womöglich die rein passive Tätigkeit des Schweigens, oder vorschnelle Schlüsse darüber, was der andere meint, zu Fehlentscheidungen und Konflikten führt. Wie das? Wen ich jemandem zuhöre, muss ich doch keine Entscheidungen treffen? Erstmal nicht, aber aus dem Gesagten ergibt sich früher oder später eine Reaktion des Zuhörenden und da zeigt sich dann, ob er/sie wirklich zugehört hat oder nur nickte. Getreu dem Motto: „Stur lächeln und Winken, Männer!“ Ergo erfordert Zuhören immer auch einen Dialog, denken wir.
OK lass uns das erklären.
Shannon und Weaver entwickelten in den 1940er Jahren folgendes Modell:
Der Grundgedanke ist bei diesem Kommunikationsmodell, dass der Sender eine Botschaft an den Empfänger gibt über einen geeigneten Kanal. Sagen wir also, der Sender redet mit dem Empfänger direkt. Wie ein Gespräch unter Kollegen. So erhält der Empfänger die Botschaft, decodiert sie und kann danach seine Reaktion ausrichten. Fertig.
Nett. So einfach ist das aber natürlich nicht.
So wird ein Schuh draus! So sehr wir es uns auch wünschen und so sehr wir im Alltag leider viel zu häufig mit dem obigen Ideal rechnen, unsere gesendete Botschaft kommt nie 1:1 beim Empfänger an. Das hat viele verschiedene Gründe, wie z.B. die aktuelle Gefühlslage des Empfängers, die Beziehung zwischen Sender und Empfänger, Erfahrungen und Werte des Empfängers und so weiter.
Das heißt, wenn ich wirklich verstehen will, muss ich ggf. Nachfragen stellen, um die Botschaft des Senders richtig einordnen zu können. Zuhören bedeutet verstehen wollen. Verstehen bedeutet die Umgebung des Senders nachvollziehen zu können und das erfordert einen Dialog. Verstehe ich nicht und investiere keine Energie in das Nachempfinden des Senders, ziehe ich womöglich falsche Schlüsse, treffe in Folge falsche Entscheidungen und fördere Konflikte.
Der Psychologe Prof. Lyman K. Steil erklärt sogar, dass gute Kommunikation zu 51% vom Zuhörenden abhängt. Zuhören ist nach Steil ein ebenso aktiver Part wie der des Sprechenden.
- Zuhören bedeutet, besser entscheiden zu können.
- Zuhören bedeutet, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können.
- Zuhören bedeutet, aktiv zu sein.
- Zuhören bedeutet, neues zu erfahren und sich überraschen zu lassen. Aber mehr dazu in unseren Beiträgen zum Thema.
Inside
Häufig sind es die starken Redner, die bewundert und gesucht werden. Doch gerade in unserer täglichen Arbeit ist es vor allem das Zuhören, was eine gefragte und geschätzte Fähigkeit ist. Anhand eines Beispiels erklären wir dir, warum aktives Zuhören so wichtig ist.
Dass richtiges Zuhören Nachfragen und somit auch einen Dialog erfordert, haben wir schon geklärt. Aber was noch zum aktiven Zuhören oder gar zum empathischen Zuhören gehört, soll dir Momo erklären. Das kleine Mädchen, welches den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringen kann, hat noch eine weitere Fähigkeit: Momo kann zuhören wie niemand sonst. Lassen wir sie sprechen und lernen, was das zu bedeuten hat.
Statt eines #methodenmittwoch gibt es dieses Mal einen #modellmittwoch. Aktives Zuhören kann man lernen, aber dafür gibt es keinen Geheimtipp oder eine erfolgversprechende Übung. Vielmehr hilft es, zu verstehen, was Zuhören ausmacht und welche Phasen der Zuhörende durchläuft. Der Psychologe Prof. Lyman K. Steil entwickelte dazu ein Modell zum Prozess des Zuhörens mit vier Phasen, welche der Zuhörende durchläuft.
Abgeschlossen wird dieser Themenmonat mit einer Buchempfehlung von unserer @Julia. Aber dazu verraten wir hier noch nichts.
Outro
Geh raus und höre zu! Nimm dir heute vor, aufmerksam zuzuhören und bewusst wahrzunehmen ohne im Voraus zu urteilen. Was ist heute besonders? Was ist neu? Was geht genau in meinem Gegenüber vor? Was spiegelt mir mein Bauchgefühl zurück? Wir hören oft zu uns wissen schon, wie das Gespräch enden wird. Heute nicht! Unser Auftrag für dich: Lass es unvoreingenommen auf dich zukommen und beobachte dich dabei genau.