Diesen Monat: Beobachtungen, Erfahrungen und Modelle aus unserer Arbeit und der Wissenschaft
Intro
„Buche den Raum, organisiere das Catering! Kannst du das Plakat und Namensschilder drucken lassen? Wir machen das in Präsenz, alles andere bringt nichts.“ Punkt.
Wir erinnern uns genau an das Meeting, in welchem beschlossen wurde, dass ein großer Workshop in Präsenz stattfindet. „Ich muss dabei sein und fühlen, was im Raum vor sich geht“, erklärt Lissi.
Das Team schmunzelt. Echt? Und am Ende war Lissis Bauchgefühl dann doch goldrichtig: Sie brachte auf den Tisch, wie sie die Stimmung im Raum wahrgenommen hat und schaffte somit eine Bühne für die Einstellungen und Beziehungen aller Teilnehmenden. Das Ergebnis: Endlich Klarheit. Eine Chance, die sich im Online-Raum nur schwer ergreifen lässt, denn da sitzt ja oft jeder in „seinem“ Raum.
Zum Teufel also mit Online-Workshops? Ein klares Scheitern digitaler Kommunikation? Wir werden sehen…
Willkommen im Themenmonat zur digitalen Kommunikation. Willkommen im Juni!
Input
Ist die zunehmende Mediatisierung der Genickbruch für unser soziales Miteinander?
Eine Studie von Singh & Samah, 2018 beschäftigte sich mit den Auswirkungen des Smartphones auf das Kommunikationsverhalten Heranwachsender. Es zeigte sich eine Abnahme der Empathie, wenn über Online-Medien kommuniziert wurde. Die Hemmschwelle sinkt und Aussagen werden drastischer formuliert, als in der Face-to-Face-Kommunikation.
Die Generation Z kann nicht mehr telefonieren, zeigt eine andere Studie aus diesem Jahr veröffentlicht von Ash Turner. Wir haben ein paar Zahlen herausgepickt:
- 75 % der Heranwachsenden vermeiden Telefonanrufe, weil sie zeitaufwändig sind
- 63 % der Menschen nutzen die Ausrede „Ich habe das Klingeln/Vibrieren nicht bemerkt“ als Grund, einen Anruf zu meiden
- 81 % der Heranwachsenden verspüren Angst, bevor sie den Mut aufbringen, einen Anruf zu tätigen
- 88 % der Teilnehmenden hätten lieber unbegrenztes Datenvolumen als eine Flatrate für Anrufe und SMS.
Trotzdem verrät uns die aktuelle JIM-Studie, dass persönliche Treffen mit Freunden noch immer unangefochten an der Spitze der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen Heranwachsender stehen (70%, n=1200 Teilnehmende).
Die Generation Z wagt also den Spagat: Mediatisierung und Digitalisierung at It’s Best versus Back to the Roots. Da werden Polaroidfotos geschossen und ein Bild vom Bild auf Instagram gepostet. Sie zeigen uns: Die kontinuierlich voranschreitende Mediatisierung unseres Alltags und unseres Zusammenlebens drängt uns nicht in die eine Ecke oder die andere. Wir haben die Wahl und wir sollten aktiv wählen gehen. (Achtung doppeldeutig ;))
Alles kann, nichts muss! Im Alltag bei Schlachtplan merken wir, es ist genau diese Vielfalt, welche es uns ermöglicht, auch über Entfernungen einfühlsam und persönlich zu werden. Welche uns den Luxus schafft, zu wählen und passgenau Formate und Anwendungen zu finden.
Aber auch wir sind nicht perfekt:
Wir denken, wir verlernen das Miteinander nicht, solange wir die Art und Weise, wie wir miteinander interagieren immer wieder kritisch hinterfragen, uns auch mal resetten und nie aufhören, zu lernen.
Inside
Zum Thema teilt Mara in #marameint diesen Monat wieder einen Gedanken mit euch. Als Kommunikationswissenschaftlerin bricht sie gern eine Lanze für die digitale Kommunikation.
Wir erklären ein Modell, welches uns immer im Hinterkopf ist, wenn die Kommunikation zunehmend digitaler wird.
Wir berichten von einer Angst, welche viele von uns haben und teilen einen versöhnlichen Gedanken mit euch.
Und zum Abschluss teilen wir Stimmen unserer Kund*innen: eine Erfahrung, welche wir in der zunehmend hybriden Welt machen.
Outro
Heute haben wir wieder eine Reflexionsübung für euch. Unter dem Motto: ‚Alles kann, nichts muss.‘ überlegst du dir heute zum einen, wo du Zeit für etwas aufgebracht hast, was fernab jedweder Digitalisierung steht. Hast du ganz in Ruhe mit der Siebträgermaschine einen perfekten Espresso gezaubert? Oder endlich deine Blumenkästen auf dem Balkon bepflanzt? Auf der anderen Seite hinterfragst du, was heute dein persönliches technisches Glanzstück war. Hattest du einen hybriden Workshop? Oder hast du vielleicht virtuell auf deinem Sitzplatz in der DB eingecheckt?
Mache dir heute einmal deinen persönlichen Spagat zwischen analog und digital bewusst und verdeutliche dir die Möglichkeiten, welche die Mediatisierung mit sich bringt.
