Vom Wert einer guten Selbstreflexion und warum das Jahresende der perfekte Zeitpunkt ist.
Intro
“Machen wir dieses Jahr eigentlich noch eine Retrospektive?“, fragte Julia.
Lissi öffnet kommentarlos die Agenda zu unserer Strategiewoche, scrollt zum Dienstag.
Verständnisvolles Nicken in der Runde. Das Conceptboard läuft heißt.
Bei Schlachtplan schreiben wir Reflexionsrunden so groß, manche meinen, wir reflektieren die Reflexion. Gut, das ist übertrieben. Was wir aber sagen wollen: Fest geplante und strukturierte Teamreflexionen, Retrospektiven und auch ganz persönliche Selbstreflexionen, vielleicht innerhalb eines Coachings, halten wir für die Basis guter Zusammenarbeit – vor allem in verteilten Teams.
Willkommen im Jahresabschluss mit Schlachtplan. Willkommen im Themenmonat zur „Guten Selbstreflexion“.
Input
Über Reflexionsrunden alleine oder im Team hören wir generell Folgendes: „Dafür haben wir keine Zeit.“ Oder – hören wir auch oft: „Ja, wir fragen im Weekly immer mal kurz, wie es den Leuten geht.“
Wenn dann die Uhr im Weekly eh schon tickt, wird häufig nur ein „Geht gut.“ in den Raum geworfen. Mit einer gut strukturierten Feedback-Runde – wie der Retrospektive – hat das aber nichts zu tun und genügend Raum für Erkenntnisse und Kritik bleibt auch nicht.
Bis es zu einer wirklichen Reflexion der Dinge kommt, ist es leider häufig so, dass etwas in der Regel ganz plötzlich nicht mehr da ist, was aber sonst immer funktioniert hat. Ein Verlust, eine Störung der Routinen, der Abläufe und Gewohnheiten führt zu der Frage: „Wie konnte das denn passieren?“ Erst an diesem Punkt beginnen einige, in sich hineinzuhören und die Dinge zu reflektieren. Das Problem: An diesem Punkt ist üblicherweise Hopfen und Malz verloren.
Wir denken: Besser spät als nie. Denn wenn alles rund läuft und alles reibungslos funktioniert, sieht sich kaum jemand dazu veranlasst, einmal über sich selbst und sein Handeln nachzudenken. Und das ist ein Problem.
Die Selbstreflexion hat genau deshalb einen so schlechten Ruf. Sie kommt in der Regel erst dann zur „Anwendung“, wenn man sich mit einem plötzlichen Defizit, einem Unfall oder Fehler auseinandersetzen muss. Das ist mitunter schmerzlich.
Stattdessen sollte die Selbstreflexion aber als Vermittler zwischen Innenerleben und Außenwelt gesehen werden. Klingt sehr philosophisch, ist aber eigentlich ganz trivial. Denn wenn ein Mensch reflektiert ist, so bedeutet das nichts anderes als eine besondere Umsicht und Achtung auf seine eigenen Ressourcen, Zweifel und Fähigkeiten. Als würden wir einmal auf „Pause“ drücken und uns aus der Vogelperspektive betrachten. Je reflektierter jemand ist, desto besser kann er diese Vogelperspektive einnehmen und sich und sein Tun mit Abstand betrachten. So erkennt er/sie besser Widersprüche zum Verhalten seiner Umwelt und kann diese gezielt umgehen oder auch angehen.
In eine Reflexion zu gehen, macht uns – und hier wird es wirklich kurz philosophisch – zu höheren Wesen. Wir Menschen können uns unsere Umwelt und unser Wirken zum Gegenstand einer Analyse machen. Michael W. Busch formuliert treffend: „Der Mensch […] erlebt sein Erleben.“
Puh, das war schwierig. Wir kommen zum Schluss:
Die gute Selbstreflexion ist notwendig, um zwischen dem Selbstbild, was du von dir hast, inklusive deiner Erfahrungen, deiner Werte und Normen und dem Fremdbild, welches deine Mitmenschen von dir haben, zu vermitteln. Sie zeigt dir, was du gut kannst und wo du Schwierigkeiten hast. Sie ist es, welche dir hilft, aus Fehlern zu lernen und Probleme zu erkennen, bevor sie entstehen.
Inside
Nach diesem harten Tobak halten wir für dich in unseren Beiträgen ein paar Hard Facts aus der Forschung bereit: Gute Führung steht beispielsweise in direktem Zusammenhang mit Selbstreflexion: 2017 zeigte eine Studie der TUM-School of Management der Technischen Universität München, dass Executive MBA-Teilnehmer, die regelmäßig ihr Führungsverhalten reflektierten, signifikant größere Führungskompetenzen hatten.
Darüber hinaus verraten wir dir sieben Fragen, welche dir helfen, in deiner Selbstreflexion auf den Punkt zu kommen und die richtigen Schritte für die Zukunft abzuleiten, bevor du dich im „Overthinking“ verlierst.
Und zum Jahresabschluss – den wir im Dezember keinesfalls vergessen dürfen – lassen wir unsere Highlights bei Schlachtplan mit dir Revue passieren.
Outro
Wer schreibt, bleibt. Tatsächlich lassen sich beim Schreiben Gedanken ganz anders entwirren als beim gesprochenen Wort. Wir denken und reden viel schneller, als wir schreiben. Indem wir die Dinge also zu Papier bringen, verlangt uns das mehr Präzision und eine gewisse Ordnung ab. Deshalb empfehlen wir dir zum Abschluss das sogenannte „Journaling“ als besondere Technik der Reflexion, um tiefgründiger nachzudenken und eine Entwicklung deiner Gedanken zu verfolgen. Gepaart mit unseren Fragen zum #methodenmittwoch eine gute Mischung für eine erfolgreiche und nachhaltige Reflexion.