Chance oder Risiko?
Intro
Da Mara Hucke gerade braungebrannt aus ihrem Griechenlandurlaub zurückgekehrt ist, beginnen wir dieses SchlachtBlatt passend mit einer Anekdote in der die Hauptrolle ein Esel spielt.
Stell dir vor, du siehst einen Esel auf der Straße laufen. Voll bepackt mit Einkäufen in den Satteltaschen. Der Esel wird von einem alten Mann geführt, welcher mit gebeugtem Rücken und langsamen Schritten den Strick des Esels hält. Im Sattel des Esels sitzt sein Enkelsohn. Die Mittagshitze drückt. Was denkst du als erstes?
a) Warum sitzt der alte gebrechliche Mann nicht im Sattel? Der Junge könnte locker laufen.
b) Warum wird der Esel überhaupt geritten, wenn er schon die Einkäufe schleppen muss?
c) Oh wie lieb, der Alte lässt seinen Enkel reiten, bestimmt ist der Junge erschöpft.
Eine Auflösung gibt es weiter unten. Und damit herzlich Willkommen im Juli zum Thema „Der Wille, als Führungskraft allen gerecht zu werden“.
Input
Wofür hast du dich entschieden? A, B oder C? Wir wünschten, wir könnten jetzt hier ein Diagramm öffnen, welches Ergebnisse der Klicks zeigt. Aber wir wagen mal folgende These: Jede Antwort wurde gleichmäßig geklickt. Und am Ende ist auch jede Antwort „richtig“, zumindest kann man jede Antwort gut argumentieren.
Was wir damit sagen wollen: Jeder hat eine andere Meinung und es gibt nicht die Antwort, welche alle gleichermaßen befriedigt. Egal wie sich der Junge und der alte Mann entscheiden, sie könnten es niemals allen gleichermaßen recht machen.
Es ist total normal, dass wir nicht auf fünf Hochzeiten gleichzeitig tanzen können und es ist ok, es nicht allen Recht zu machen – vor allem als Führungskraft! Aber warum wollen wir es dann trotzdem so sehr? Warum streben so viele Führungskräfte es trotzdem an, allen gefallen zu wollen und es allen recht zu machen?
Weil das eines unserer inneren Grundbedürfnisse ist: Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit.
Die Bedürfnispyramide nach Maslow zeigt, dass wir neben grundlegenden physischen Bedürfnissen wie Nahrung und Schlaf auch psychische Bedürfnisse haben, welche gestillt werden müssen, um zufrieden zu sein: Die sozialen Bedürfnisse hier in der Mitte der Pyramide umfassen genau diesen Wunsch nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Partnerschaft.
Die gemeine Führungskraft scheint jedoch eine besondere Spezies zu sein und muss sich an dieser Stelle kritisch fragen: Treffe ich diese Entscheidung, weil ich als Person gemocht werden will, oder weil es für die Mannschaft eine gute Entscheidung ist? Nimmt als Führungskraft das Bedürfnis zu, anerkannt und gemocht zu werden, birgt dies neue Risiken. Auch bekannt als Popularitätsfalle.
Sie tritt auf, wenn Führungskräfte nämlich genau ersteres tun: Entscheidungen auf Basis dessen treffen, was am besten ankommt. ABER:
- Solche Entscheidungen sind oftmals kurzfristig und stellen längerfristig die Glaubwürdigkeit der Führungskraft in Frage.
- Zudem fördert das eine Kultur der Mittelmäßigkeit: Es allen recht machen zu wollen, um von möglichst allen gemocht zu werden, kann keine Innovation fördern, keine bahnbrechenden Erfolge hervorrufen und notwendige Veränderungen behindern.
- Eine weitere Folge der Popularitätsfalle ist die Selbstaufopferung. Führungskräfte, die darauf bedacht sind, ihren Mitarbeitenden ständig zu gefallen, möchten nicht überfordern und nehmen lieber eigens eine zusätzliche Last auf ihren Rücken.
Inside
Um all das zu vermeiden, muss die Führungskraft mutig, authentisch und entschlossen sein. Einige Ansätze findet ihr dazu in unseren Beiträgen diesen Monat.
- Mara lässt euch in #marameint wieder an ihren Gedanken teilhaben und was das alles mit ihrem Hund zu tun hat.
- Statt gemocht zu werden, sollte die Führungskraft lieber anstreben, respektiert zu werden. Wie sie das anstellt, erklären wir euch.
- Dazu gehört auch ein richtiges Verständnis von Empathie versus Mitleid.
- Außerdem gibt es zum #methodenmittwoch Handwerkszeug dafür konstruktives Feedback anzunehmen für mehr Innovation und Energie.
Outro
Zum Abschluss dieses SchlachtBlattes haben wir einige Hauptmerkmale zusammengetragen, an welchen ihr schnell erkennt, ob ihr selbst vielleicht manchmal in die Popularitätsfalle tappt:
- Konflikte versuchst du lieber zu vermeiden, da deine Angst zu groß ist, von anderen abgelehnt zu werden?
- Manchmal erwischst du dich dabei, wie du Tatsachen leicht verdrehst, um ein besseres Licht auf dich zu werfen?
- Dir fällt auf, dass du nur positives Feedback oder lieber gar keines verteilst, aus Angst kritische Rückmeldungen könnten deinen Sympathiewert schmälern.
- Du suchst eher nach Ausreden, wenn du einen Fehler gemacht hast, als die Verantwortung zu übernehmen.
- Du kannst dich schwer entscheiden, weil du immer darüber nachdenkst, wen du mit deiner Entscheidung verletzen könntest.
- Du versuchst stets freundlich und sympathisch zu wirken. Frust und Ärger frisst du lieber in dich rein.
Auch wenn du nun den oder anderen Haken setzen konntest, sei dir darüber im Klaren, dass du mit dieser Selbsterkenntnis nun schon um einen großen Schritt weiter bist als so manch andere. 😉
Quellen
Das mit dem Esel: https://rieview.de/2018/03/15/nein-sagen/
Zum Weiterlesen: https://www.linkedin.com/pulse/die-popularitätsfalle-warum-wahre-führung-über-das-gefallen-grütter-zhazf/
https://arbeits-abc.de/jeder-will-gemocht-werden-nur-erfolgreiche-fuehrungskraefte-nicht/
Es ist ok, es nicht allen recht zu machen.